Chinas Bergvölker

Von Friedhelm Petrovitsch (Autor/in). | 248 Seiten | Erschienen: 01. 12. 2022 | ISBN: 9783991140320 | 1.Auflage

56 Völker werden von der Regierung als Nationale Minderheiten anerkannt, die überwiegend Bergregionen bewohnen, in denen sie ihre kulturelle Identität über Jahrhunderte bewahren konnten.

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Seit 2003 fotografiert Friedhelm Petrovitsch das Leben der Ethnien in Chinas südlichen Provinzen . Noch heute bestimmen Fruchtbarkeitsgötter, Geister und Dämonen unter dem Einfluss von Schamanen das Leben von der Geburt bis zum Tod. Mühsam gestaltet sich das tägliche Leben in den Bergregionen im Jahreslauf von der Aussaat bis zur Ernte.
Dem rasanten Prozess der Modernisierung Chinas will sich die jüngere Generation zukünftig kaum noch widersetzen.
Um so wertvoller erscheinen die faszinierenden, traditionellen Festkleider, farbenfroh gewebt gebatikt und präzise nach getaner Feldarbeit über Monate gestickt mit Wolle, Baumwolle, Rosshaar, Seide und Silberfäden. Flora und Fauna liefern die Muster für Kleider, Babytragetücher, Schmuckdecken, Kopfbedeckungen und Schuhe. Im Lauf der Zeit entwickelte man Phönix, Pfau, Granatapfel, Päonie, Chrysantheme, Lilie, Schmetterling und Drachen zu komplizierten geometrischen Mustern. Manchmal wird auch in Ermangelung einer eigenen Schrift die Stammesgeschichte erzählt.
In einigen Dörfern bot man Petrovitsch solch kunstvolle Textilien zum Kauf an. Inzwischen umfasst seine Sammlung etwa 70 Exemplare. Fotografien und Textilien ergänzen sich ideal zu einem Einblick in eine Welt, die so kaum überleben wird.

 China ist mit 1,4 Milliarden Menschen ein multikulturelles Land. Neben den Han-Chinesen, die mehr als 92 % der Bevölkerung ausmachen, leben viele Ethnien auf chinesischem Staatsgebiet.
 56 Völker werden von der Regierung als Nationale Minderheiten anerkannt, die überwiegend Bergregionen bewohnen, in denen sie ihre kulturelle Identität über Jahrhunderte bewahren konnten. Der rasante Prozess der Modernisierung Chinas auf vielen Gebieten beeinflusst inzwischen auch die Ethnien.
 Längst sind Fernsehen und Internet selbstverständlich geworden. Neue Straßen, der Ausbau der Infrastruktur mit Wasserversorgung, Elektrizität, Schulzentren und Krankenhäusern beschleunigen den Anschluss der Dorfbewohner an verlockende urbane Lebenswelten. Nur noch wenige Dörfer können und wollen sich dem entziehen, versucht doch auch die Tourismusindustrie den gut verdienenden Mittelstand in die exotisch anmutenden Dörfer zu bringen. Die männliche Landbevölkerung sucht bessere Verdienstmöglichkeiten in der Stadt und lernt dort ein völlig anderes Leben kennen, das die alte soziale Dorf-Struktur in Frage stellt.
Während meiner Reisen seit 2003 in die Provinzen Yunnan, Guangxi, Guizhou, Sichuan, Qinghai, Gansu, Hunan und auf die Insel Hainan besuchte ich meist nicht immer leicht zugängliche Dörfer und lernte dort vor allem die Festkleider der Ethnien kennen.
Kleidung hat in allen Kulturen eine große Bedeutung, offenbart eine Volks-, Stammes- oder Gruppen- Zugehörigkeit. Sie sagt nicht nur etwas über die gesellschaftliche Stellung des Trägers aus, sondern kann ebenso ein Zeichen von Individualität und persönlicher Abgrenzung sein.
China blickt auf eine sehr lange textile Tradition zurück. Speziell die kunstvollen Arbeiten der Bergvölker sind prächtig und farbenfroh gestaltet und überbieten sich in ihrem Formen - und Materialreichtum. Flora und Fauna liefern die Muster der Festtagskleider, Babytragetücher, Schmuckdecken, Kopfbedeckungen und Schuhe. Häufig verwendet man Drachen- und Schmetterlingsmotive aus der noch lebendigen Mythologie.
 Eingebunden in den Kreislauf der Natur bestimmen Fruchtbarkeitsgötter, Geister und Dämonen unter dem Einfluss von Schamanen das Leben von der Geburt bis zum Tod. Davon künden Trommeltürme, Wind- und Regenbrücken, Musik, Tanz und Dichtung, Silberschmuck und besonders Web- und Stickkunst.
 Erkennbare Formen der Stickarbeiten wie Phönix, Pfau, Granatapfel, Chrysantheme, Päonie und Lilie entwickelte man im Lauf der Zeit auch zu stilisierten geometrischen Mustern. Oft erzählt die Symbolik in Ermangelung einer eigenen Schrift dem Kundigen die Geschichte und Alltag der Stammesangehörigen. Jeder Stich soll nach strengen Regeln als heiliger Akt unter Beobachtung der Ahnen bestens ausgeführt werden Die Nadel zeichnet die Muster, der Faden schafft die Farben. Die phantasievolle Gestaltung der Textilien spiegelt die Kreativität und Leidenschaft der Bergvölker Südchinas auf eine ganz besondere Weise wider.
In erster Linie ging es mir während meiner Reisen um eine fotografische Dokumentation, von 2003 bis 2005 analog in Schwarz-Weiß, dann digital in Farbe. Manchmal wurden mir Textilien in den Dörfern zum Kauf angeboten, welche die Frauen selbst gewebt, gestickt und gebatikt hatten und die ihren Kindern nicht mehr interessant schienen. So entstand meine Sammlung von etwa 70 Textilien, die ich in Ausstellungen Kulturinteressierten zugänglich machte.
 Friedhelm Petrovitsch
Inhalt
Bai
 Bouyi
 Dai
 Derung/Delong
 Dong
 Geija
 Hani
 Hui
 Lemo
 Li-Hainan
 Lisu
 Miao
 Naxi
 Nu
 Nushu
 Pumi
 Qiang
 Shui
 Tibeter
 Tu
 Yao
 Yi
 Zhuang
  
Danksagung
Ohne die äußerst hilfreiche Logistik von Hong Gao wären die Reisen in die entlegenen Winkel der chinesischen Provinzen nicht möglich gewesen, auch wenn sie aus unterschiedlichen Gründen manchmal einem Kaninchenplan ähnelten, d.h. wenn improvisiert werden musste, weil ein Bergrutsch die Straße unpassierbar machte, eine Brücke weggespült war, der Bus eine Panne hatte oder ein Taifun den Flug erst Stunden später starten ließ. Hong Gao ermöglichte die Kontakte zu den Dorfbewohnern der Ethnien und half bei der Bestimmung ihrer Identität, führte auch die Verhandlungen beim Ankauf von Textilien und steuerte die Fotos S.48 rechts und S. 60 unten bei. Ganz herzlichen Dank.
Professor Zhan von der Haikou Universität lud mich zu einer Forschungsreise Auf den Spuren des deutschen Anthropologen Hans Stübel nach Hainan ein. Meine fotografische Dokumentation wurde zusammen mit Zhans ethnologischer Sammlung in einer großzügig gesponserten Ausstellung in Haikou präsentiert. Herrn Zhan und der Galeristin Frau Zhao bin ich sehr zu Dank verpflichtet.
Meine eigene textile Sammlung von den Bergvölkern Chinas durfte ich in Heidelberg, Zons, Delmenhorst, Neumünster, Chemnitz und Salzburg ausstellen. In Heidelberg und Zons unterstützten die Chinesischen Generalkonsulate Frankfurt und Düsseldorf das jeweilige Projekt finanziell. Ihre Vertreter eröffneten die Ausstellungen mit Grußworten, die ein solches Projekt als einen begrüßenswerten Beitrag zur deutsch-chinesischen Zusammenarbeit betonten. Das sehr positive Echo der Ausstellungsbesucher darf ich als Dank an Frau Dr. Scherer (Heidelberg), Frau Hahn (Zons), Herrn Dr. Jöhnk (Delmenhorst), Frau Frevert (Neumünster), Herrn Scheller (Chemnitz), Herrn Aichhorn (Salzburg) und die Generalkonsulate weiterleiten.
 Friedhelm Petrovitsch
„ Es ist unglaublich, wie Petrovitsch in die fremde Welt eindringt und uns mit ihr vertraut macht, ohne als Eindringling empfunden zu werden. Deswegen öffnete sich ihm die fremde Lebenswelt und es gelingt ihm, sie dem Betrachter auch zugänglich zu machen, ein seltenes Glück“.
Walter Biemel, Professor für Kunstphilosophie an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf
 
„Es passiert nicht häufig, dass man so eine wunderbare und ungewöhnliche Sammlung zu sehen bekommt.“
Majlis und Annabelle Springer, Rautenstrauch-Joest-Museum, Köln
 
„Phantastisch, was für schöne Textilien und was für schöne „Gesichtslandschaften“
Petra Martin, Japan Palais Dresden
 
„Die Berührungspunkte des Generalkonsulats mit der Zhuang-Ethnie werden wohl nie wieder den Höhepunkt erreichen, den sie durch Ihre Arbeit erlangt hat.“
Jochen Ulrich Künzel, Ständiger Vertreter des Generalkonsulats der BRD in Kanton/Guangzhou
 
„Ich bin beeindruckt, wie einfühlsam und ästhetisch Sie die Szenen einfangen und dass Sie so nah am Geschehen teilhaben können.“
Nadya Bascha, Atelierhaus Aachen
 
„Tolle Fotos, ein wahrer Schatz“
Cornelia Kitta-Kahlke, Textilkunst Aachen

Verlag[Firma Bacopa Verlag]
ISBN9783991140320
Auflage1
Sprache(n) Deutsch
Ausführung Gebunden
Erschienen2022
Seitenzahl248
Illustrationenzahl248
Format210 x 280mm
Cover Hardcover
Autor/in Friedhelm Petrovitsch (Autor/in)